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Konzept

Prinzip Offenstall

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Rudolf Wiedmann nannte seine Weiterentwicklung des Offenstalls Pigport. Wiedmann lag mit seinem neuen Konzept vor allem eins am Herzen: die natürlichen Grundbedürfnisse eines Schweins.

Wiedmann teilte den Stall in vier Funktionsbereiche ein: Liegen, Fressen, Aktivität und Koten. Durch die offene Konstruktion sorgte er dafür, dass die Schweine auch im Stall immer an der frischen Luft sind. Frische Luft ist für die heimlichen Weltmeister im Riechen ganz wichtig. Denn Schweine schnüffeln und riechen den ganzen Tag fast ohne Unterbrechung.

Bewegung und Beschäftigung
Im normalen Schweineleben sind Schweine echte Experten in der Futtersuche. Bei der Haltung in einem herkömmlichen Schweinestall müssen sie jedoch auf diese artgemäße Beschäftigung verzichten. Nicht aber in einem Offenstall. Hier können sie nach Herzenslust das Stroh in ihrem Schlafbereich durchstöbern, sich mit ihren Spielzeugen die Zeit vertreiben oder in den Stallräumen nach Herzenslust auf Entdeckungsreisen gehen.

Gemeinsames Ruhen
Schweine lieben es, sich gemeinsam hinzulegen. Der Liege- und Schlafbereich in einem Offenstall kommt diesem Bedürfnis sehr entgegen und lädt durch seinen mit frischem Stroh eingestreuten Boden zum gemeinsamen Ruhen ein. Das Ergebnis: äußerst ausgeschlafene und zufriedene Schweine.

Sauberkeit
Der Begriff „Dreckschweine“ ist eigentlich sehr irreführend, denn Schweine lieben die Sauberkeit. Er kommt wahrscheinlich daher, dass Schweine nicht schwitzen können und sich in der Natur  im „Dreck/Schlamm“ suhlen, um ihre Körpertemperatur regulieren zu können. Weil man den Schweinen diese Möglichkeit in einem Stall nicht bieten kann, hat jeder Offenstall eine Dusche zur Kühlung im Laufbereich Mit der Trennung in verschiedene Funktionsbereiche macht es ihnen ein Offenstall möglich, ihr kleines Paradies sauber zu halten. Dazu gehört auch, dass Sie in einem Offenstall – wie es sich für ein Schwein in freier Wildbahn auch gehören würde – ganz ordentlich zur Verrichtung ihrer Notdurft auf die Toilette gehen, ohne dass allzu unangenehme Gerüche entstehen: Der separate Kot- und Urinbereich wird durch die Offenstall-Konzeption konstant kühler und kleiner gehalten, als es in einem geschlossenen Stall möglich ist. Daher sind die Geruchsemissionen auch sehr viel niedriger. (Vergleich: Hundehaufen an einem feuchten, kalten Wintertag oder an einem trockenem, heißen Sommertag!)

Viel Platz
In einem Offenstall dürfen sich die Schweine über mehr Bewegungsfreiheit freuen: Das Platzangebot ist deutlich größer als bei einem konventionellen Mastplatz mit den gesetzlich vorgeschriebenen 0,75 m² pro Schwein.  In einem Offenstall hat jedes Tier mindestens 1,5 m² zur Verfügung. Bei einem Umbau eines geschlossenen Stalles ist jedem Schwein im Stall mindestens ein Drittel mehr Fläche (1m²) und ein Auslauf, der mindestens der Hälfte der Stallfläche entspricht (0,5 m²), zu gewähren. Ein Offenstall kommt auch der natürlichen Rangordnung von Schweinen entgegen, weil hier bis zu 20 Schweine ausreichend Platz zum Wohlfühlen haben – das entspricht der natürlichen Gruppengröße von Schweinen.

Ein Hoch auf den Ringelschwanz
Bei der herkömmlichen Schweinehaltung besteht ein hohes Risiko, dass sich die Schweine die Ringelschwänze abbeißen. Um dieses Risiko zu verringern, kupieren die meisten Landwirte den Ferkeln die Schwänzchen. Nicht so in der Offenstallhaltung: Mit schweinegerechter Futterzusammensetzung und –verabreichung, genügend Beschäftigungsmöglichkeiten mit Stroh, reichlich Platz und unterschiedlichen Klimazonen sind Schweine ausgeglichen und lassen ihre markanten „Erkennungszeichen“ in der Regel unversehrt. Ein schmerzhaftes Kürzen ist bei der Offenstall-Haltung nicht mehr nötig.